Wir sind nun in der 2. Etappe der Reisezeit Vietnam angekommen. Auf dem Plan steht die nächste Megastadt, die Halong-Bucht und der Norden Vietnams nahe der chinesischen Grenze.
Der Blog verzögert sich ja auch immer ein wenig, weshalb wir jetzt schon in den Bergen sind. Es ist hochsommerlich mit 30 Grad und Sonne pur. Das Gute ist ja, wir können Euch jetzt schon über Hanoi und Halong berichten.
Bevor es losgeht, mal was Allgemeines zu unserer Zeit / unserem Aufenthalt hier. Wir genießen die Zeit, sind gedanklich fast nur im Hier und Jetzt (bis auf die Planung der nächsten Etappen und gelegentlich Pia´s Einschulung). Wir nehmen ganz viel auf und leben ja auch mittendrin. Mittendrin so gut es eben möglich ist mit Kind und soweit wir auch wollen (Airbnb wäre hier nicht so das Passende für uns). Was bei den Berichten sicherlich manchmal zum Vorschein kommt, sind unsere Verwunderungen zu den Lebensumständen, zu dem Erlebten und Gesehenen. So vieles ist hier anders, oftmals einfacher, also im Sinne von weniger luxuriös wie in Deutschland. Und das ist milde formuliert, denn die regional zugelassene S-Klasse (Audi ist leider sehr gering vertreten) rollt Meter für Meter an der unübersehbaren bitteren Armut auf dem Bordstein vorbei. Es soll durch die Zeilen nicht der Eindruck entstehen, dass wir unsere Zeit nicht genießen können, es ist vielmehr ein Lernprozess und ein Innehalten. Wir sehen ebenso fantastische Dinge: ewig lange Strände geschmückt mit hohen Wellen, Palmen, blauer Himmel, Wolkenkratzer, wir habens immer warm und immer lecker Essen, Taxifahren ist Standard, Hotels sind oft schick, Leute meißt hilfsbereit etc. etc.
Deswegen lasst Euch vom Geschriebenen nicht irreführen, uns geht´s gut - es ist eine sehr interessante Tour!
Nun mal zur Stadt:
Ist es schön das Gewusel und Getümmel einer quierligen Stadt zu erleben? Manchmal bestimmt, auch wenn es um Hanoi und Saigon geht finden sich dazu Liebhaber, wir haben mit diesen gesprochen und darüber gelesen. Für uns ist es die Arterie des Wahnsinns. Nur brauchst Du halt diese "Drehkreuze" im Land, um sinnvoll reisen zu können. Schön? Nein! Warum? Laut, eng, stickig, schmutzig, Chaos, Smog.
Beide Megastädte konnten uns in puncto Sehenswürdigkeiten auch nicht umstimmen oder begeistern. Wir hatten aber eh nur je 2 Tage pro Stadt eingeplant, unser Credo: Stadt ja aber nur kurz.
Aber um noch kurz beim Thema Stadt zu bleiben. In Deutschland sind Fahrverbote aufgrund von Feinstaub ja nun zulässig und der Verkehr in den Städten nicht von der Hand zu weisen, zumal in Berlin, München, Hamburg sicherlich extremer wie in Dresden.
Aber wie Megastädte wie Bangkok, Saigon, Hanoi und viele weitere den innerstädtischen Wahnsinn zeitnah in den Griff bekommen wollen, bleibt wohl noch lange ein Rätsel. Die Abgase hier zählen sicherlich nicht mehr zu Feinstaub. Trotz des Auspuff- und Kohlegrillgestanks und der Lebenseinschränkung durch permanente Gesichtsmaske, denkt aber auch niemand daran sein Moped stehen zu lassen. Wenn die Gehwege überhaupt begehbar sind, dann im Schlengelkurs zwischen den Mopeds. Ein Taxifahrer sagte uns heute, es gäbe in Hanoi 4 Millionen Zweiräder.
Mit Staunen betrachten wir noch immer das Gewusel auf den Straßen. Einbahnstraße und Richtungsspur hat keine Bedeutung. Fahrbahnmarkierung kommt gelegentlich vor, kann aber niemand was mit anfangen. Nicht das Gaspedal, nein die Hupe ist hier entscheidend. Es wird gehupt, au ja. Dafür muss es keinen Grund geben und doch ist letztlich der Grund oftmals: Ich bin hinter Dir/ich komme jetzt. Ob der Vordermann irgendetwas an der Situation ändern kann, spielt keine Rolle. Es wird gehupt. Die Ampel ist vielleicht noch rot (was tatsächlich nur unfreiwillig beachtet wird), es wird trotzdem gehupt, weil ich will ja vorbei.
In Deutschland wird vielleicht der Drängler angehupt, hier hupt der Drängler weil: er will ja durch. Und da es auch am Moped nur ein Knopfdruck ist, kann man den ja gleich für 10 Sekunden gedrückt halten, also von Kreuzungsbeginn bis -ende. Busse gibt es nicht so viele, deswegen fahren ja auch alle Moped. Aber wenn einer kommt und dieser neben Dir als Fußgänger denselben Knopf drückt, bist Du eigentlich schon gestorben. Das sind keine Hupen, die Dinger gehören in die Gattung Nebelhorn.
Mein lieber Kollege Hans-Ulrich hatte mich gewarnt. Wenn Du die Straße überquerst musst Du einfach losgehen und nicht stehen bleiben. Bleibst Du stehen riskierst Du Alles. Niemand bleibt stehen, kein Moped, kein Auto, kein Fußgänger. Alles ist immer im Fluss. Wenn es so zwischen 3 und 4 Autospuren gibt (ist meist nicht genau zu erkennen aber auch egal) und vor Dir gerade Stau ist, dann kannst Du auch die Gegenfahrbahnen nutzen. Hupen nicht vergessen und weiter fahren, die anderen weichen dann schon aus. Alles geht immer kreuz und quer. Nur weil hundert Mopeds in eine Richtung fahren, heißt das nicht das das 101. nicht gegen den Strom fahren kann. Eine Fußgängerampel (wenn in dem Schilder- und Häuserwahnsinn zu erkennen) ist nett, auch ein Zebrastreifen. Das räumt Dir aber keinerlei Rechte oder Sicherheiten ein.
Die Weiterentwicklung und Modernisierung dieser Megastädte scheint eine gewaltige Herausforderung zu sein, dazu den Umweltschutz weiter in den Fokus der Bevölkerung zu rücken die nächste.
Die Halong-Bucht ist landschaftlich sehr schick. Die bekannten grünen Felsen ragen zu Hunderten aus dem Wasser und es beginnt ein Labyrinth mitten im Meer. Fast anmutig tuckert man dazwischen hindurch und kann Backbord wie Steuerbord die Vögel kreisen und rufen hören. Das Wasser ist ruhig wie ein See, vereinzelt sieht man kleine Fischerboote. Wir hatten einen recht kleinen Kahn auf dem wir auch 2 Tage übernachtet haben. Im Hochglanzprospekt sehen die Dinger tatsächlich noch intakt aus, die Wahrheit ist ein bisschen eine Andere :-). Das Wetter war insofern super für uns, als das wir am 1. und 2. Tag gute Sicht hatten. Der 3. Tag überraschte uns morgens mit dichtem Nebel, was eine sehr mystische Atmosphähre erzeugte. Die Rückfahrt zum Hafen verlief dadurch entsprechend langsamer, da nur auf Sicht und mit Google Maps übers Smartphone gefahren wird (sensationell !!) Aber die Halong-Bucht wird eben noch von anderen Faktoren "geschmückt" und diese machen das Erlebniss eigentlich kaputt. Um Dich herum befinden sich immer zwischen 10 und 50 Booten (noch OK, nicht so schlimm). Aber bedingt dadurch umströmen Dich auch permanent Abgase (und das ist der schlimme Teil). Da scheinbar auch keinerlei Katalysatoren oder andere Reinigungssysteme verbaut sind, ist der Geruch mega nervig (von der Gesundheit mal nicht zu sprechen). Selbst Nachts war ein Lüften in der Kabine nicht möglich, da irgendwo Motoren liefen. Der 2. sehr bedenkliche Teil ist die Wasserverschmutzung. Leider überall befinden sich Plastikabfälle (schwimmt eben) auf dem Wasser, von ganz klein bis groß. Manchmal zog sich eine ganze Müllstrecke durchs Wasser. Dazu waren regelmäßig flächendeckende Ölschleier auf der Oberfläche zu erkennen. Uns gibt das jedenfalls zu denken und wir hoffen das Verständnis bei den Einheimischen sowie die Möglichkeiten dagegen anzukommen werden sich rasch verbessern.
Nun sind wir in Sapa im Norden Vietnams angekommen. Wir hatten einen sehr frühen (5 Uhr Aufstehen) aber auch sehr bequemen Bustransport hierher. Nur 28 Sitzplätze im großen Bus, entsprechend komfortabel waren diese gestaltet.
Anfühlen tut sich es hier erst einmal wie ein Erholungsort in den Bergen, 1500 M.ü.N. Zumal wir unser Hotel perfekterweise und zufällig? am Rand des quierligen Städtchens gewählt haben. Ein traumhafter Blick bietet sich vom Zimmer und Balkon auf die alpinen Gipfel. Seit noch nicht allzulanger Zeit ist hier die mit 2 Guinnessbucheinträgen versehene Seilbahn auf den 3143 m hohen Gipfel in Betrieb. Da die Sicht morgens am Besten ist, sind wir bereit schon 7 Uhr die Gondel zu besteigen. Ansonsten erkunden wir die nächsten 6 Tage die Umgebung und da lässt sich sehr vieles erlaufen! Die Stadt an sich steht glauben wir vor den selben Herausforderungen wie die Großen weiter südlich. Auf nur knapp 40.000 Einwohner gibt es gefühlt 100 Hotels (booking.com findet 262 Unterkünfte). Welch Trubel/Verkehr und die damit einhergehenden Aufgaben somit alltäglich zu bewältigen sind ist enorm.
Wir melden uns wieder, dann aber vom anderen Ende der Welt :-) .....
Ganz liebe Grüße und auf das der Frühling so langsam nach Sachsen (+Brandenburg) kommt
Sören, Pia und Katrin
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Nicole , Kay Jonas und Matheo (Mittwoch, 14 März 2018 11:51)
Hallo ihr lieben, nun haben wir euern Eintrag in Ruhe gelesen und sind nach wie vor begeistert.
Wir wissen ja auch, das ihr schon wieder weiter gereist seid, an eurem neuen Ziel wünschen wir euch viel neue Erlebnisse, Eindrücke und ein tolles neues Lebensgefühl für euch alle.
Seid lieb gegrüßt aus dem Frühlingshaften Radeburg
Kay Jonas Matheo und Nicole